Über die Bilder

Spiegelungen



Wenn wir bewusst in ein Schaufenster blicken, tun wir das meist auf der Suche nach etwas Bestimmten. Häufig jedoch wird unsere Aufmerksamkeit auch zufällig  im Vorübergehen von der Präsentation einzelner Exponate oder durch  eine auffällige  Gesamtgestaltung der Auslage angezogen und wir werfen einen Blick hinein. Gelegentlich benutzen wir Schaufensterscheiben auch einfach dazu, uns  selbst im Spiegelbild zu betrachten. Nur selten  erfassen wir das komplexe Bild, das sich -  in unterschiedlich starken  Ausprägungen - durch die Vermischung der Gegenstände und Szenen vor und hinter der Glasscheibe  ergibt.


Beim Flanieren durch Geschäftsgegenden – besonders auf Reisen – hat mich zunehmend das Aufeinandertreffen zweier Welten fasziniert: der globale Konsum mit seiner unterschiedlichen Werbung und das jeweilige lokale Ambiente, das sich ergänzend dazu in den Schaufensterscheiben widerspiegelt.


Diese vermischten Welten sind  häufig wie Sternschnuppen: oft nur für Bruchteile von Sekunden zu sehen, danach verschwinden sie für immer. Viele der Bilder entspringen deshalb einem Zufall, der mir im Moment der Aufnahme gar nicht bewusst ist. Erst später, bei der näheren Betrachtung am Computer, entdecke ich  Zusammenhänge, die mir verborgen  waren. So gesehen handelt es sich hier um experimentelle Fotografie.


Wo die Kunst der Werbung und  des  Designs sich mit ihrer Umgebung und dem Alltäglichen vermischt, generiert sie  oft neue Formen von Kunst in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen. Diese Welt zu entdecken und sichtbar zu machen, ist einer der Inhalte meiner Fotografie.


Die Reflexionen auf den Glasscheiben unserer Konsumlandschaften inspirieren mich bisweilen  auch zu Reflexionen über unsere Gesellschaft und ihre Empfindlichkeiten.


Alle in den entsprechenden Galerien gezeigten Bilder sind Originalaufnahmen oder Ausschnitte davon. Es sind keine Fotomontagen oder Collagen. Bearbeitet wurden sie lediglich, um  Farben und Kontraste zu intensivieren oder um störende Elemente wie Linien oder Lichtpunkte zu eliminieren. Hinzu gefügt oder übereinander kopiert wurde in keinem Fall etwas.

New York  New York

2006

Die Sprache der Strasse

2016


Als Beitrag für die Ausstellung "Old Friends" 2017 in Berlin machte ich ein Experiment: ich ging am 25. Mai 2016 genau vier Stunden duch Berlin-Kreuzberg und fotografierte kleine und unscheinbare Motive, die ich meist an Hauswänden fand.


Ein paar Tage später, am 3. Juni 2016 war ich in Paris und ging vier Stunden durch Montmartre um dort ebenfalls Ausschau zu halten nach Kunstwerken an Wänden oder auf der Strasse.


Ich habe jeweils 6 Bilder ausgewählt und sie mit Untertiteln versehen, die mir spontan dazu einfielen.


The end of a love story


Toronto, Canada

2009


Ein großer Teil meiner Fotografie ist auf Reisen oder beim Streifzug durch Städte und Landschaften entstanden. Es sind oft optische Reisetagebücher. Wenn ich sie betrachte kommen Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle der jeweiligen Reise zurück.


Manche Bilder, die beim Flanieren entstanden sind, gehen über meine individuellen Erinnerungen hinaus. Sie zeigen mir Szenen oder Momente, denen ich selbst staunend gegenüber stehe.


Erst bei der Bearbeitung der New York Bilder stellte ich fest, dass die Stadt sich mir in einer Weise geöffnet hatte, die ich selbst weder erwartet noch beim Fotografieren wahrgenommen hatte.


Die Bilder waren in einer Art Trance entstanden, einer Mischung aus Faszination, Ehrfurcht und Verliebtheit.


Um diesem ungewöhnlichen Entstehungsprozess Ausdruck zu verleihen, habe ich die Bilder von Farbe in eine weiche Version von Schwarzweiß umgewandelt.